Ist es nicht so, dass auch Künstler wie Archäologen arbeiten? Beide sind permanent auf der Suche nach Verborgenem. Sie arbeiten sich durch Ablagerungen hindurch, ohne zu wissen, was am Ende dabei herauskommt.

Vincent Wenzel, geboren 1979 in Berlin und aufgewachsen in Wismar, studierte an der Kunsthochschule Berlin Weissensee, wo er in der Meisterklasse von Werner Liebmann 2008 den Master erwarb. Während seines Studiums verbrachte zwei Gastsemester an der Accademia di belle Arti bei Professor Massimo Pulini in Bologna sowie ein Semester an der the Académie des Beaux Arts in Bordeaux. Heute lebt und arbeitet er in seiner Geburtsstadt Berlin.

In zahlreichen Ausstellungen, in Berlin, London, Basel und anderen Kunstzentren, konnte Vincent Wenzel seine Bilder einem breiten Publikum zugänglich machen. Er ist in einigen privaten Sammlungen mit seinen Werken vertreten und steht auf der Watchlist mehrerer wichtiger Sammler. Zudem unterstreichen drei Einzelkataloge zu seinem Schaffen die Aufmerksamkeit der Fachwelt, welcher er sich erfreuen darf.

Seine Malerei ist vordergründig realistisch, doch schon dem eiligen Betrachter fällt auf, dass leichte Verzerrungen und skurrile, ja schon fast wirre Szenerien tatsächlich dominieren. Fällt einem diese Feststellung noch ohne Aufwand zu, so verlangen weitere Aufschlüsse und Erkenntnisse der intellektuellen Auseinandersetzung mit den grossflächigen Bildern. Mal in bewusst gesetzten Brüchen, mal in deplazierten Gegenständen, mal in grotesken Verrenkungen, aber auch in der gesamten Wirkung des Farben- und Formenspiels legt der Künstler Fährten zum Hintergrund aus, den wir gedanklich erjagen sollen. Doch wer nun unstimmige Kompositionen erwartet, liegt falsch. Die ästhetische Ausgewogenheit und handwerkliche Raffinesse ist eine unverbrüchliches Element seiner Malerei: Versteckspiel und Fährten ja, aber nicht um den Preis unreflektierter Effekte. Man bekommt fast den Eindruck, dass der Meister einen von ihm gedanklich freigelegten Inhalt Schicht um Schicht wieder zudeckt, um uns als Betrachter das Vergnügen eines sorgfältigen Archäologen zu bereiten, der ebendiese Schichten wieder freilegen muss.

An den Kunst-Tagen dürfen wir vier grossformatige Bilder von Vincent Wenzel ausstellen. Vier Werke, die dem Kunstliebhaber einige Zeit an gedanklicher und doch vergnüglicher Sucharbeit abverlangen werden.